Forschungen zur NS-Justiz nach 1945 - Eine Zwischenbilanz
15. Jahrestagung, 25. bis 27. Oktober 2013
80 Jahre nachdem Hitler Reichskanzler wurde, ist der Nationalsozialismus längst nicht zu Ende erforscht. Im justizgeschichtlichen Bereich hat seit den achtziger Jahren ein fundamentaler Perspektivenwechsel stattgefunden, der von der – oftmals apologetisch eingefärbten und verengenden – Binnensicht der Justiz auf eine breitere und kritische Forschung hinlief, die auch die Opfer der Justiz und Alltagsfragen mit einbezog.
Mittlerweile wurden die durch interdisziplinäre und internationale Perspektiven angereicherten Forschungsansätze in die vermeintliche Erfolgsgeschichte der „Berliner Republik“ inkorporiert. Dabei gibt es eine Reihe von Fragen, die bis in die letzten Jahre des NS-Regimes zurückreichen.
Welche Impulse setzten die in die USA emigrierten Juristen bei der theoretischen Erfassung der Rolle der NS-Justiz? Inwieweit waren historische und strafrechtliche Aufarbeitung Instrumente und Schauplätze der Blockkonfrontation? Liefert die Forschung zu Justizkarrieren vor und nach 1945 Erkenntnisse jenseits einer allgemein gehaltenen Kontinuitätsthese? Was sind die Zusammenhänge zwischen den großen geschichtspolitischen Debatten seit Kriegsende und den Konjunkturschwankungen der justizgeschichtlichen Forschung?
Auf dieser Tagung sollen auch scheinbar überholte Ansätze erneut auf ihren Ertrag für aktuelle Auseinandersetzungen hin überprüft werden. Trotz der erheblichen Ausweitung der Forschung zur NS-Justiz in den letzten Jahrzehnten, sind schließlich große Archivbestände nach wie vor weitgehend unerforscht. Wie kann eine Zusammenarbeit von Forschung und Archiven bei der Nutzbarmachung dieser Quellen aussehen?
Die Phasen der Aufarbeitung der NS-Justiz nach 1945
Dr. Claudia Fröhlich (Universität Hannover)
Der halbierte Rechtsstaat – die NS-Vergangenheit vor Gericht und in der Zeitgeschichte
Film: Wilhelm Rösing, Der Einzelkämpfer. Dokumentarfilm über Heinz Düx, Deutschland 2010
Prof. Dr. Hubert Rottleuthner (FU Berlin)
Personelle Kontinuitäten nach 1945 – Bestandsaufnahme und Perspektiven
Bianca Welzing-Bräutigam (Landesarchiv Berlin)
Ungelesene Akten
Dr. Simone Ladwig-Winters (Freie Wissenschaftlerin, Berlin)
Ernst Fraenkel – Die Anfänge der NS-Justizforschung im Exil
Alexa Stiller (Universität Bern)
Wo „Nürnberg“ liegt. Zur historischen Verortung der Nürnberger Militärtribunale
Dr. Annette Weinke (Universität Jena)
Kampfauftrag Rechtsgeschichte. Repräsentationen der NS-Justiz in den Rechtsdiskursen der SBZ/DDR
Dr. Gottfried Oy (Frankfurt/Main) und Christoph Schneider (Frankfurt/Main)
Die Ausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“ und die „58er“
Prof. Dr. Joachim Perels (Universität Hannover)
Zwischen Faschismustheorie und Ende der Apologetik – Die Zeitschrift „Kritische Justiz“ in den 1970er Jahren