"Ausländer" und deutsche Justiz

14. Jahrestagung, 28 bis 30. September 2012

Tagungsbericht bei HSozKult

Resolution zur Abschaffung der sog. Residenzpflicht

Die Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland als Einwanderungsland steht am Ende eines langen Prozesses. Mit dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913 wurde im Kaiserreich erstmals für das gesamte damalige Deutsche Reich das Staatsangehörigkeitsrecht entsprechend einer Nationenbildung auf „blutsmäßiger“ Grundlage als ius sanguinis geregelt. Erst 1998 wurde diese Idee offiziell aufgegeben. Die Veränderungen in diesen mehr als acht Jahrzehnten spiegeln sowohl das sich ändernde Verständnis von Zugehörigkeit als auch die Kontinuitäten in der Konzeption von „Staatsvolk“ und „Ausländer“ wider. Der Justiz kommt hierbei die Rolle zu, die sich wandelnden Anschauungen über das „wir“ und „die Anderen“ in der täglichen Praxis umzusetzen.

Den Akteur Justiz und seinen Umgang mit „Ausländern“ vom Kaiserreich bis zum heutigen Tage wollen wir auf der 14. Tagung des Forums Justizgeschichte e.V. untersuchen, die das Forum Justizgeschichte e.V. vom 28. bis zum 30. September 2012 in der Deutschen Richterakademie in Wustrau am Ruppiner See durchführt.

Prof. Dr. Ulrich Herbert (Universität Freiburg)
Einwanderungspolitik und Ausländer_innen in Deutschland seit 1870

PD Dr. Volker Zimmermann (Collegium Carolinum, München)
Die Kriminalität der Anderen: Ethnizität und Kriminalität in den preußischen Ostprovinzen in den Jahren 1871 bis 1914

Michael Plöse (Doktorand, HU Berlin) / Thomas Moritz (Rechtsanwalt, Berlin)
Die Konstruktion des „Fremden“ in Rechtswissenschaft und -praxis von 1871 bis 1933
PDF zum Download
 Film: Residenzpflicht
Regie: Denise Garcia Bergt, die Regisseurin ist anwesend.
PD Dr. Christoph Rass (Universität Osnabrück)
Anwerbeverträge für ausländische Arbeitskräfte in der NS-Zeit 1933 bis 1939
Dr. Nguyen van Huong (Beauftragter für Integration und Migration des Landes Berlin)
Zur rechtlichen Stellung von vietnamesischen Vertragsarbeiter_innen in der DDR
Jan Sürig (Rechtsanwalt, Bremen)
Abwehrreflexe der Justiz gegen das Geburtsprinzip im Staatsangehörigenrecht
Dr. Felix Hanschmann (Universität Frankfurt/Main)
Zur Homogenitätskonzeption des BVerfG
Carsten Ilius (Rechtsanwalt, Berlin)
Einbürgerung aufgrund der „Volkszugehörigkeit“: Deutschland und die Türkei im Vergleich
Dr. Insa Breyer (Centre Marc Bloch, Berlin)
Irreguläre Migranten in Frankreich und Deutschland: Zur Definition und rechtlichen Regulierung von „ungewollten Ausländern“

Prof. Dr. Ulrike Lembke / Dr. Lena Foljanty (Universität Hamburg)
Der Wandel der Rechtsprechung zu „Ehrenmorden“

Dr. Jenny Pleinen (Universität Trier)
Ausländer_innen als Klagende vor den Verwaltungsgerichten seit 1955