Die RAF und die Justiz. Nachwirkungen des deutschen Herbstes

8. Jahrestagung, 30. September bis 2. Oktober 2006

„Die Bundesregierung wird … angesichts der gegenwärtigen schweren Belastung alles tun, um die Fähigkeit des Staates zu wahren, dass er seine Bürger schützen kann.“ (Bundeskanzler Helmut Schmidt)

„Stammheim ist der Ort, an dem zum erstenmal in der Justizgeschichte der BRD die Grundsätze der präventiven Konterrevolution wissenschaftlich erprobt wurden.“ (Rechtsanwalt KlausCroissant)

Kontroverser als diese beiden Sätze aus dem Jahr 1977 könnten die Ansichten kaum ausfallen. Was ist davon heute geblieben? Gab es gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die zum Terrorismus führten oder handelte es sich ausschließlich um individuell bedingte Entscheidungen? Wie hat die Exekutive mit ihrem Gewaltmonopolreagiert? Was hat letztlich auch die Justiz mit und unter den neuen Bedingungen gemacht?

Hat sie die Angeklagten „bekämpft“, so dass schon früh der Grundstein für das heute propagierte „Feindstrafrecht“ (Prof. em. Jakobs) gelegt worden ist? Welche Rolle spielten Ankläger und Verteidiger? Wie beschäftigte sich das Bundesverfassungsgericht mit der neuen Situation in Recht und Gesellschaft?

Mit diesen und weiteren Fragen wird sich die Tagung des Forum Justizgeschichte e. V. zum Thema „Die RAF und die Justiz – Nachwirkungen des Deutschen Herbstes“ beschäftigen. Dazu wird eine Vielzahl kompetenter Referenten das Thema unter verschiedenen Aspekten beleuchten.

Dr. Wolfgang Kraushaar (Hamburg)
Überlegungen zur Entstehung der RAF – Faktoren und Ausgangsbedingungen

Prof. Dr. Lorenz Böllinger (Bremen)
Die Entwicklung zu terroristischem Handeln als psychosozialer Prozess

Dr. Tobias Wunschik (Berlin)
Die Geschichte der RAF

Prof. Richard Hyland (Camden, NJ.)

Legitimität des Aufstands?

Dr. Martin Schmidt (Hamburg)
Das gesellschaftliche Umfeld der RAF

Dr. Helmut Pollähne (Bremen)
Die Rote Hilfe

Dr. Gisela Diewald-Kerkmann (Bielefeld)
Frauen in der RAF. Erklärungsmuster von Strafverfolgungsbehörden und Gerichten

Prof. Dr. Ingo Müller (Bremen)
Stammheim und das Strafprozeßrecht

RA Kurt Groenewold (Hamburg)
Die RAF-Prozesse. Öffentlichkeit und Justiz aus Sicht der Strafverteidiger

PD Dr. Thomas Henne (Frankfurt am Main)
Das Bundesverfassungsgericht und die RAF

Dr. Andreas Funke (Köln)
Staatsräson und Verfassungsräson. Staatliche Handlungslegitimationen im Deutschen Herbst

Dr. Jacco Pekelder (Amsterdam)
Herbst in den Niederlanden. Die niederländische Justiz, die Gefangenen der RAF und ihre Verteidiger 1977/78

Stammheim und die Folgen für die Rechtskultur Podiumsdiskussion mit: RA Rupert von Plottnitz, Frankfurt am Main, GenStA Klaus Pflieger, Stuttgart, RA Kurt Groenewold, Hamburg, Moderation: RA Klaus Eschen, Berlin